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Amtsblatt: Straßennamen erhalten

Die CDU-Fraktion hat sich mit 8 ihrer 9 Stimmen gegen die die Empfehlung der Kommission entschieden: Keine Straßenumbenennungen, dafür aber kluge Ergänzungen auf den Schildern. Dieser Haltung entspricht zwar die Mehrheitsmeinung in der Bevölkerung, aber leider nicht die Mehrheit im Gemeinderat. Die zwölf Straßen werden nun nach und nach umbenannt. Das ist bedauerlich.

Ehrungen sind ein charakteristischer Ausdruck der Geschichtskultur. Die Benennungspraxis ist naturgegeben selektiv und subjektiv und bildet nicht immer die Meinung der Bevölkerungsmehrheit ab. Sie erzählt aber die Geschichte ihrer Zeit. „Wir haben uns mit der kategorialen Unterteilung der Listen sehr schwer getan, vor allem mit dem Schnitt zwischen „der geht gar nicht mehr“ und „der geht gerade noch so“. Für uns ist klar: Heldentum und Heldentaten definieren wir heute – zum Glück – ganz anders“, erklärt die kulturpolitische Sprecherin Carolin Jenkner.

 

Ambivalenz sichtbar machen

Straßennamen sind das ‚Kollektive Gedächtnis‘ einer Kommune, ein Teil der Geschichte der Stadt und sollten daher nicht entsprechend heutiger Vorstellungen entsorgt werden – so die Kommission. In ihrer Arbeit galt deshalb, die Person immer in ihrem historischen Kontext zu begreifen. Die Ergebnisse zeigen, dass viele der Untersuchten eine sehr ambivalente Geschichte haben und dass einige der von ihnen begangenen Taten und Haltungen eben nicht einfach mit dem damaligen Zeitgeist zu entschuldigen sind. Auch ohne den vergeblichen Versuch, zwischen der Schuld und den teils weitreichenden und heute noch gültigen Verdiensten der Geehrten abzuwägen ist eines klar: Viele der Personen würde man aus heutiger Sicht nicht mehr auswählen. Eine große Zahl der Erkenntnisse und Einsichten, die von den ehemals geehrten Persönlichkeiten erreicht und erforscht wurden, waren jedoch bereits zu ihren Lebzeiten ein Segen und zukunftsweisend.

 

Mahnende Erinnerung fördern

Weitreichende Ergänzungen unter all den Namen können diese Ambivalenzen aufzeigen. „Wir sind der Überzeugung, dass diese Sichtbarmachung und Erklärung jedem einzelnen Bürger die Chance der Einordnung und Bewertung der Personen ließe und somit zu einem Erinnern an vielfältige Teile der Freiburger Geschichte aufrufen würde“, ist die kulturpolitische Sprecherin überzeugt. Auch die dunkleren Kapitel blieben dadurch nicht verdeckt. Die Menschen sollen über die Schilder „stolpern“, sie sollen zum Nachdenken angeregt werden und sich für die Geschichte der ehemals Geehrten, für die Gründe der Ehrung und ihre Ambivalenz interessieren. Ohne Umbenennungen ist das besser möglich. „Unser Wunsch, die Schilder zu erhalten, beruht auf einem Gefühl der Demut – auf keinen Fall Demut vor den Personen selbst, vor den Kriegstreibern, Rassisten, Hexenverbrennern und Demagogen – aber Demut vor den erbrachten Leistungen, vor der Geschichte und dem, was wir aus ihr lernen“, so Jenkner. „Die Bedeutung, die wir Straßennamen zumessen, wandelt sich so von einer ehrenden zu einer mahnenden. Wir finden, dass unsere Erinnerungskultur in der Lage wäre, verantwortungsvoll damit umzugehen.“

 

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